Warum kann man sie nicht einfach abstellen, diese lästigen Kleinheitsgefühle?

Man kann sich besonders anstrengen, versuchen Schwächen zu überspielen, Stärken überbeanspruchen, sich zurück ziehen oder resignieren – es gibt viele Möglichkeiten, auf Kleinheitsgefühle zu re-agieren. Nur ausschalten – wie einen Radiosender kann man sie nicht. Warum nicht? –

Weil man sie erst einmal erkennen und anerkennen muss.
Dieses Bekämpfen, Besiegenwollen gleicht einem Kampf gegen Windmühlenflügel. Die scheren sich auch nicht darum, ob jemand oder etwas zu Schaden kommt. Wenn der Wind bläst, bewegen sie sich und fegen weg, was im Weg steht.

Im Leben heißt das: Die besten Vorsätze helfen nicht, die Gefühle der Ohnmacht, der Minderwertigkeit, der Schuld oder Angst auszuschalten.

 

Wie umgehen, mit den Kleinheitsgefühlen?

Uns ist bewusst, dass das Kind zum Jugendlichen wird, die schützende Umgebung der Eltern verlässt, um als erwachsener Mensch sein eigenes Leben zu leben.

Aber wie viele kindliche Gefühle stehen unbeachtet im Weg?
Um die eigene Größe erkennen und leben zu können, muss man sich diesen Kleinheitsgefühlen zuwenden. Das, woraus sie entstanden sind, ist nicht wegzureden und nicht mehr veränderbar. Allerdings können wir unseren Blick darauf verändern.

Nur
– halten wir gern an dem einen oder anderen Muster fest, obwohl wir wissen, dass es anders leichter und besser wäre im Leben.
– finden wir Begründungen, warum die Mama so streng oder der Papa nicht anwesend war.
– und wir sehen ein, dass der kleinere kranke Bruder mehr Aufmerksamkeit bekommen musste.

Und? Was helfen die Erklärungen des mittlerweile erwachsenen Menschen?
Das Kind damals fühlte Defizite, sehnte sich nach Aufmerksamkeit, Liebe, Nähe, Anerkennung. … und entwickelte Strategien (besondere Leistungen, besonders lieb sein, sich anpassen, sich zurück nehmen) – entweder um den Schmerz nicht zu fühlen oder um das Gewünschte doch irgend wie zu bekommen. Meistens beides.

Dabei verlernte es leider auf das Eigene – auf die eigene Größe zu schauen und darauf zu vertrauen.
Vielleicht gab es auch gut gemeinte Erklärungen der Großen. … mit der Folge, dass das Kind seinen eigenen Wahrnehmungen und Gefühlen nicht mehr traute.
Hier – in der Kinderwelt beginnen Begrenzung und Beschränkung und sie enden nicht automatisch mit dem Erwachsenwerden.

Aus dem eigenen Leben und aus den Geschichten der Klientinnen und Klienten habe ich immer wieder erfahren, dass man sich nicht über unschöne Erlebnisse hinweg setzen kann. Sie haben Spuren in uns hinterlassen, manchmal Narben. Und manche Wunde ist noch immer nicht verheilt.

Es reicht nicht, das alles aus der heutigen Sicht und mit dem Verstand des Erwachsenen zu „wissen“. Diese Erlebnisse müssen bestmöglich in das Leben integriert werden. Was also tun, wenn ein bestimmtes (unangenehmes) Gefühl aufkommt? Wie kann ich mich verhalten, wenn Erinnerungen aufsteigen, die schmerzhaft sind?

Diese Fragen kann ich nicht pauschal beantworten. Sie sind von Person zu Person so verschieden wie es die einzelnen Leben sind.
Zwei Hinweise möchte ich Ihnen allerdings geben:

1. Das, was sich da zeigt, nicht wegschieben oder ignorieren.
2. Sich nicht in ein Gefühl hinein fallen lassen, sich nicht daran festhalten.

 

Kleinheitsgefühle können sich unterschiedlich präsentieren.

Oft ist es gar nicht deutlich, dass Gefühle der Minderwertigkeit hinter einem Verhalten stehen. Stress und Burnout können genau so eine Folge sein wie „Das-traue-ich-mir-nicht-zu“-Syndrom.

Die alles entscheidende Frage ist: Kann man diese Gefühle und die damit verbundenen unangenehmen körperlichen Empfindungen allein wachstumsfördernd verarbeiten? Rein gedanklich können wir das Fehlende nicht zu uns nehmen, nicht unser (gefühltes) Defizit auffüllen. Dazu braucht es eine tiefer gehende Erfahrung.

Ich selbst habe mir oft eine begleitende Person gesucht, wenn es durch besonders schwierige Phasen im Leben ging. Manchmal waren es 2-3 Tage „harte Arbeit“ , die den erforderlichen Veränderungsprozess in Gang setzten. Aber manchmal genügte nur eine einzige Stunde Beratung oder Coaching, in der sich ein Schlüssel zeigte.
Woran lag das? Ich meine an der inneren Bereitschaft, am Vertrauen in das prinzipiell Gute solcher Veränderungsprozesse.

Und wenn ich schreibe: prinzipiell gut, dann ahnen Sie vielleicht schon, dass es auch unbequem war. Teilweise ja. Vor allem kommt Eingeschliffenes, Altgewohntes durcheinander. Aber ist nicht genau das gewollt?
Keine Sorge, das was sich bewährt hat, bleibt erhalten. Dafür sorgt ein stiller Beobachter in uns drin. Oder diese innere Weisheit, auf die wir leider viel zu wenig hören. Aber spüren wir denn überhaupt dort hin?

 

Wir scheuen Veränderungen.

Erfahrungen – sowohl eigene wie auch ererbte – veranlassen uns, (scheinbaren) Gefahren aus dem Weg zu gehen. Wir meiden bestimmtes Verhalten, bestimmte Situationen, gehen Konfrontationen aus dem Weg. Unsere tiefsten menschlichen Empfindungen könnten angesprochen werden. Wir fühlen Bedrohung. Es folgt Flucht.

Gehirnareale werden angesprochen, die weit älter sind als diejenigen, die wir zum Denken brauchen. Das ist ein Grund, warum Antrainiertes ab und zu versagt. Das, was man sich vorgenommen hat, das, worüber man sich Klarheit verschafft hat, ist plötzlich nicht greifbar. Im Extremfall verursacht Stress unkontrollierbare Reaktionen. Das alles wollen wir meiden, bewusst oder un(ter)bewusst.

Das Ergebnis sind Rückzug, Einengung, Begrenzung … Einsamkeit.

Somit wird oft das vermeintlich starke Verhalten – das Ausschalten von Erinnerungen, das Darüber-hinweggehen – zur Falle. Abgrenzung von unangenehmen Gefühlen heißt, dass man sie nicht haben möchte. Damit grenzt man aber gleichzeitig auch einen Teil seines (möglichen) Lebens aus.

Wie war das aber gleich mit der Fülle? Die wollen wir doch leben – oder?
Es kann rückwirkend nichts nachgeholt oder verändert werden – wie gesagt. Aber wir können lernen, eine andere Haltung einzunehmen, etwas als zu uns selbst gehörend anzunehmen.

… und wir können es mitnehmen als stärkende Kraft in die Zukunft.

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Wenn Sie diesem Weg von Beratung und Coaching zustimmen, eröffnen sich große Möglichkeiten für Sie.
Rufen Sie mich einfach an +49 (0)34 929 – 65 99 98 oder senden Sie mir eine Email .
Schildern Sie mir Ihr Problem oder fragen Sie nach einem freien Termin, damit Sie belastende Kleinheitsgefühle endlich loslassen können.