Kein Thema ist so weitreichend in der Beratung und im Leben, wie die Auseinandersetzung mit der Beziehung zur Mutter. Kein Wunder. Ist es doch der allererste Kontakt, den wir zu einem Menschen haben.
Anfänglich sind wir ganz und gar umschlossen von der Mutter. Sie versorgt uns, beschützt das ungeborene Leben, nährt uns. Hier empfinden wir mit allen Sinnen die Mutterliebe.
Und wir haben zu diesem Zeitpunkt das Paradies auf Erden – meistens jedenfalls. Geht es der Mutter einmal nicht so gut, nimmt das der Embryo wahr. Denn er hat kein eigenes Wahrnehmungssystem. Er ist völlig an das Gefühlsleben der Mutter gekoppelt.

Sind die Umstände in der Schwangerschaft nicht so günstig, gibt es Auseinandersetzungen mit dem Partner, Existenznöte, Schrecken durch schlimme Erlebnisse oder auch Erkrankungen, so fühlt die werdende Mutter – je nach Situation – Angst, Scham, Schmerz, Trauer oder ähnliches. Das Kind nimmt dieses wie eigenes Erleben wahr und als gespeicherte Erinnerungen mit in’s Leben.

Und so geht es weiter. Die Geburt ist für beide ein einschneidendes Erlebnis und eine große Veränderung. Allerdings wäre ohne diese erste Trennung das Leben für beide zu Ende.
Auch danach bleibt der Kontakt zur Mutter sehr entscheidend für die weitere Entwicklung.
Es entwickelt sich eine erweiterte Form der Bindung zur Mutter. Und andersherum entsteht eine qualitativ andere Bindung der Mutter zum Kind. Mutterliebe.

Ich selbst habe meine Kinder in einer Zeit geboren, in der die sofortige Trennung des Neugeborenen von der Mutter zu den Hygienemaßnahmen im Kreißsaal gehörte … Erst nach ca. 24 Std. bekam ich mein Baby dann zum ersten Mal in meinen Arm gelegt. Ich kann mich noch gut erinnern, wie sehnsüchtig ich das kleine Wesen betrachtet habe, als es für kurze Zeit in seinem sterilen Bettchen neben mir lag.
Zum Glück wird es heute weitestgehend anders praktiziert.
Und obwohl meine beiden „Kleinen“ sicher große Ängste ausgestanden haben – sie sind inzwischen zwei tolle Frauen und Mütter geworden!

Und die Liebe zu meiner Mutter – auch das ist Mutterliebe. Um mit Klienten gut arbeiten zu können, habe ich viele Selbsterfahrungskurse absolviert. Ich habe also Momente nochmals durchlebt, die mich in irgend einer Weise und zu verschiedenen Zeiten meines Lebens stark beeindruckt hatten. Natürlich auch ausgewählte Situationen mit meiner Mutter. So zum Beispiel ihre Erlebnisse während der Schwangerschaft, meine eigene Geburt oder die Stunden unmittelbar danach.

Ich fand es enorm bereichernd, dieses (noch einmal) nacherleben zu können. Uralte Gefühle und Körperreaktionen, völlig kindlich doch sehr vertraut – und das als erwachsene Frau bewusst beobachten – das sind einzigartige Erfahrungen im Leben. Mit einer verantwortungsvollen Begleitung im Rahmen von Beratung und Coaching wurde es mir möglich, enorme Ressourcen für mein Leben zu entdecken.
Auch bei meinen Klienten erlebe ich – wenn es in einer Hypnosesitzung zu dieser Rückführung kommt – wie tief berührend und klärend sich hier eintretende Erkenntnisse auswirken.
Die Mutterliebe bekommt eine andere Dimension.

Wenn wir ehrlich mit uns selbst sind werden wir bemerken, dass wir meist noch als Erwachsene Ansprüche bzw. Forderungen an unsere Mütter haben. Nicht immer sind die Vorwürfe, die darin stecken, gleich erkennbar. Und was wesentlich ist, wir wechseln dann beständig zwischen erwachsener und kindlicher Welt hin und her. Wir sehen die Wünsche und Bedürfnisse des Kindes, das wir waren. Und wir erklären als Erwachsener dem Kind in uns, dass die Mama ja damals gar nicht anders konnte. Sind wir dabei in einer wirklich reifen ausgeglichenen Haltung? Und „versteht“ das bedürftige Kind das, was der Erwachsene versucht (sich) zu erklären?

Manches Kind wünschte sich mehr Nähe und Fürsorge, ein anderes fühlte sich durch das beschützende, vielleicht ängstliche Verhalten der Mutter zu bedrängt oder eingeengt. Und was dem einen Menschen als gut erträglich erscheint, ist dem anderen schon viel zu viel. Die meisten Mütter wollen das absolut Beste für ihre Kinder. Doch weiß eine Mama niemals ganz genau, was das Baby und später das Kind sich genau in diesem Moment wirklich wünscht. Dennoch handelt sie mit Mutterliebe.

Menschen in unserem täglichen Umfeld, besonders aber Kinder und Enkelkinder bringen uns wieder in Kontakt mit unseren eigenen kindlichen Gefühlen. Unbewusst erleben wir Situationen noch einmal, die wir als Kinder leidvoll empfunden haben. Wo wir die Mutterliebe schmerzlich vermissten. Manchmal können wir uns unser Verhalten, unsere Reaktionen gar nicht erklären. Wir wollen ja anders, … aber es bricht plötzlich so heraus … und wir verletzen unbewusst und ungewollt damit vielleicht das eigene Kind, … das dann wiederum anders reagiert, als wir es gern hätten …

So ergibt sich eine Verhaltensfolge, die wir versuchen vom Verstand her zu beeinflussen. Das ist aber so, als würden wir Butter auf das verbrannte Toastbrot streichen, damit wir die schwarze Stelle nicht sehen. Der ungute Geschmack und dessen Wirkung bleiben dennoch.

Somit sind wir wieder beim Thema Selbsterkenntnis. Der/die Lebenspartner/in, der Chef, die Freundin – sie alle spiegeln uns das Verhältnis zu dem Menschen in unserem Leben, die die erste Kontaktperson war – die Mutter. Wenn wir Veränderung wünschen, wenn uns das Verhalten anderer Menschen weh tut oder verletzt, müssen wir das eigene Gefühlsleben anschauen und ordnen. Speziell beim Thema Mutter-Kind-Beziehung heißt das:
So lange Vorwürfe an die Mutter bestehen bleiben, ist die Beziehung belastet, man kommt nicht frei! Nicht aus der kindlichen Anspruchshaltung, nicht aus dem Beziehungsmuster.

Nicht selten sind auch Schuld und Schuldgefühle Ursachen, mit denen wir uns blockieren. Ein Versprechen, das wir nicht eingehalten haben, ein Danke, das nicht mehr gesagt werden konnte – es entsteht eine Kluft, die scheinbar nie zugehen will.

Oder da ist ein (falscher) Stolz, der uns den Zugang zur Mutter verwehrt. Nicht die Mutter muss zum Kind kommen, sondern das Kind sollte auf die Eltern – die Mama zugehen. Bei Aufstellungen wird sichtbar, wie schwierig das sein kann.
Ein vom Intellekt her ausgesprochenes ‚Danke‘ ist leer im Gegensatz zur wahren Öffnung und Herzensliebe, eben Mutterliebe. Damit bleibt wertvolle Lebensenergie ungenutzt, gebunden, ist nicht zugänglich, steht nicht für Expansion und Entwicklung zur Verfügung.

Es geht niemals darum sich etwas vorzugaukeln, was nicht existierte oder schön zu reden, was unschön war. Was man als Kind vermisst oder empfunden hat, ist für das Kind prägend gewesen. Es geht darum, seiner Vergangenheit zuzustimmen. Auch seiner eigenen und einzigartigen Liebe zur Mutter – und der Mutterliebe.

Das ehrliche und aus dem Herzen kommende „ja“ zur Mutter ist die Voraussetzung für gute Beziehungen,  zu anderen Menschen. Und sie ist unerlässlich für eine erfüllende Partnerschaft.

Manchmal schafft man es nicht allein, das Verhältnis anzusehen, zu beleuchten oder man weiß nicht, wie man sich dem Thema nähern kann. Wenn es Ihnen damit auch so geht, ich helfe Ihnen gern.
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